Noch springen die Baby-Boomer ein
Die Milchmädchenrechnung geht so: Weil die Menschen immer älter werden, sind sie zunehmend auf externe Pflegedienstleister angewiesen. Das stimmt, aber es stimmt nicht so richtig. Was denn nun? Der Reihe nicht.
Das Statistische Bundesamt klärt auf: Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland belief sich Ende 2019 auf rund 4,13 Millionen Menschen und hat sich damit gegenüber der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Lag die Pflegequote vor 20 Jahren noch bei 2,5 Prozent, hat sie sich bis heute verdoppelt.
Schauen wir noch genauer hin, wer betroffen ist: Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen ist älter als 60 Jahre. Die Pflegequote steigt von rund 11 Prozent in der Altersgruppe der über 75-Jährigen auf rund 71 Prozent bei den über 90-Jährigen. Klartext: Die Bevölkerung in Deutschland altert dynamisch und die Hochaltrigen sind die Bevölkerungsgruppe mit den größten Zuwachsraten, heißt es in einem Bericht der Bundesregierung.
Was das für die hauptberufliche Pflege bedeutet: Es ist nicht so, dass mit zunehmendem Pflegebedarf parallel die Umsätze steigen. Das liegt an den geburtenstarken Jahrgängen, die Babyboomer, die ihre Elterngeneration pflegerisch unterstützen können. Wenn aber – sagen wir die im Jahre 1960 Geborenen – selbst in ein kritisches Alter hineinwachsen – nimmt die Nachfrage nach externer Hilfe zwangsläufig deutlich zu.
Moment! Der Bedarf an Pflegekräftenhängt aber nicht nur von der Zahl der Pflegebedürftigen ab, sondern auch vom Umfang der Pflegeleistungen. Wenn etwa bestimmte Krankheiten wie Schlaganfälle und Demenz überproportional zunehmen und die Angehörigen damit heillos überfordert sind, müssen externe Pflegedienstleiser „einspringen“.